Sonntag, 9. Januar 2011

Neue "duftende" Generation




Neue duftende Generation auf "Killing Fields", zum Beispiel in Kambodscha. Die Erinnerung in den Ästen eines Pol-Pot-Regimes voller Totenschädel Millionen Ermordeter, siehe rechts oben im Bild, kann niemals vergessen werden - und dennoch: eine neue Generation trotzt der fatalen Geschichte und blüht wie eh und je. (1)


Neue "duftende" Generation - auf die Erde, nach unten gerichtet


Flights to Earth - Fluege zur Erde


Der Grundgedanke, den ich in meiner Galerie 3 schon vorformuliert habe, ist folgender:

Alle Aktionen, Erwartungen und Begierden von Babys und Kleinkindern sind auf die Erde, nach unten gerichtet. Sie erkunden die Erde nicht nur weil sie klein und näher dran sind als Erwachsene, sondern weil ihre Eltern darauf stehen, ihnen alles darauf zeigen und sie auch wirklich alles in den Mund nehmen wollen. Selbst frisch und duftend kann ihnen das Neue auf dem Boden gar nicht dreckig genug sein. Ihre Kräfte, so auch die Abwehr-Kräfte, beziehen sie in Interaktion mit dem Boden, der Erde.

Nun aber die Erwachsenen, ganz im Kontrast zu ihnen. Sie zerstören die Erde, pflastern sie, achten sie nicht. Krieg und Zerstörung rauben ihnen alle irdischen Illusionen und zeigen ihnen das Ergebnis ihrer bösen Taten am Ende einer langen Kette von Aufrüstung, Wut, Unwillen und Machtgier in seiner erschreckenden Realität. Allmacht-Gehabe paart sich mit der Ohnmacht, Frieden, Wohlstand und Kontinuität als Voraussetzung guter Ausbildung und Entwicklung der Kinder zu erhalten.

Und was passiert deswegen? Im Gegensatz zu den Kleinkindern beginnen sie mehr und mehr, nach oben zu schauen, von der Erde weg zu schauen. Sie wollen dem Dreck der Realität, den sie angerichtet haben, entfliehen und schauen nach oben, in irgendeinen imaginären Himmel, der sie von allem erlöst. Sie schauen nicht nur, in ihrer verdrehten Welt lassen (!) sie sich erlösen und erwarten mehr oder weniger passiv, unterbrochen von Gebeten, die Aufnahme in Paradiese. Sie erwarten, dass ausgerechnet sie auserwählt werden, weil sie ja beten, und dass sie die auf Erden zerstörten Paradiese in einem Himmel präsentiert, ersetzt bekommen, sei es in Form von Luxus, Sex-Erfüllung oder friedlichem Herabschauen auf andere Mitmenschen, die in die Verdammnis, ins ewige Feuer gezerrt werden. Anzeichen von Mitleid mit ihnen, die auf Erden meist religiös-präjudiziell schon vorwegverdammt werden, habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht entdecken können. Da wird gehackt, geköpft, gesteinigt, verbrannt, gemordet ohne Ende, so wie im Sudan - und die christlichen Länder schauten zu, wie Millionen christliche Familien massakriert, vertrieben, zerrieben, geschändet und vernichtet wurden.

Ungeachtet von Atombomben, Kinder-Soldaten, Panzerfäusten und mörderischen sudanesischen Reiter-Horden entfaltet die Natur aber noch immer ihre ureigenen Paradiese, wenn sie gepflegt, geachtet und in Ruhe gelassen wird. In ihnen spiegeln sich alle Hoffnungen jeder neuen Generation. Und in den Paradiesen des Menschen, füge ich heute vor Mitternacht am 19/Januar/2011 hinzu, konzentrieren sich die ersehnten Erwartungen an das Leben, wann immer sie geschehen.


(1) New like flowers smelling children generation on the „Killing Fields“,  The memory in the branches of a Pol Pot regime murdered millions of full skull, see top right of the image, can never be forgotten - but still: a new generation defies the fatal history and flourishing as ever.


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Nachtrag 4/Februar/2011

In einer Sendung mit Maybrit Illner, die ich soeben in der DW sah, machte zum Schluss Peter Scholl-Latour eine falsche Aussage, indem er Werte zurückdrängte und sagte: "Zuerst kommt das Essen, dann die Moral". Zuvor geißelte er völlig richtig die Verlogenheit der westlichen Welt, die Werte vorschiebt, dann aber übelste Diktatoren in der arabischen Welt als Pfeiler vermeintlicher Stabilität in Ehren empfängt - und die Berichte der Menschenrecht-Organisation Amnesty International regelmäßig ignoriert, füge ich einmal hinzu.

Der jugendliche Aufstand zuerst in Tunesien, dann in Ägypten gegen Despoten ignoriert aber das Essen und kämpft für den Wert der Freiheit, weil das Internet diese Freiheit vermittelt, indem es Jugend miteinander kommunizieren lässt, so als wäre ein Massen-Telefonieren möglich, ohne jeden Zeitverzug. 

Die gegenseitige Hilfsbereitschaft und Einigkeit gegen Despotie und Unterdrückung war verbunden mit der Hoffnung vor allem der Jugend auf bessere Verhältnisse und Chancen, bevor sie seit vorgestern von Schergen des Folterers Mubarak in übelster und professionell grausamer Weise niedergeknüppelt wurde. Die Freiheits-Bewegung aber hielt bis jetzt stand. Scharen von Toten und Verletzten konnten die jugendliche Hoffnungs-Bewegung nicht vernichten. Mubarak schaufelt sich sein Despoten-Grab. Er lügt. Er kann gegen die Wahrheit von tausenden Berichten auf allen Kanälen moderner Kommunikation nichts ausrichten, auch mit Hilfe von Mördern und Schlägern nicht. Niemand wird ihn einbalsamieren.

Die beiden Bilder oben, die in einem schönen Zeitabstand vor diesen Ereignissen in meinem Garten entstanden und von mir in einem Bildverarbeitungs-Programm perfektioniert wurden, stehen für die Hoffnungen der neuen Generation, die Totenschädel im Ast stehen für die Schreckensherrschaft eines Muhammad Husni Mubarak. Es gibt noch ein anderes Bild, das zu den Ereignissen passt, das ich "Freiheit" genannt habe:


Freiheit, so heißt das Bild, ist der Sieg über den Erstickungs-Tod durch Despoten, die alle Lebens-Hoffnungen abtöten, um selbst Reichtümer rauben und anhäufen zu können.

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