Hanns Martin Schleyer wurde geopfert, als er 62 Jahre alt war. Altkanzler Helmut Schmidt durfte diese Tage 90 Jahre alt werden. Schmidt wollte auf Bedingungen der deutschen Links Terroristen nicht eingehen. Darum musste Schleyer sterben. Er wurde ermordet, weil inhaftierte Mitglieder der RAF im Austausch nicht frei gelassen wurden. Schmidt verweigerte diesen Austausch. War diese Entscheidung richtig?
Die Entscheidung war zumindest verständlich. Man darf Terroristen nicht nachgeben hieß es. Sonst würde ein größerer Schaden entstehen. Die Staats Macht dürfe nicht nachgeben. Die Entführung der "Landshut" kam als verstärkende Erpressung hinzu.
Zitat: Der Terrorismus hatte den Staat bis an den Rand des emotionalen Ausnahmezustands gebracht. Generalbundesanwalt Siegfried Buback wurde erschossen. Ebenso der Vorstandssprecher der Dresdner Bank, Jürgen Ponto, nachdem ein Entführungsversuch gescheitert war. Dann wurde Arbeitgeberpräsident Hanns-Martin Schleyer in Köln entführt. Die Lage spitzte sich noch zu, als palästinensische Terroristen die Lufthansa-Maschine "Landshut" entführten, um RAF-Terroristen freizupressen. Bundes Kanzler Schmidt blieb hart und ließ sich nicht erpressen. Das Bundesverfassungsgericht lehnte einen Antrag von Schleyers Sohn ab, die Stürmung der Lufthansa-Maschine zu verbieten. Am 18. Oktober 1977 befreite die GSG 9 die Geiseln aus der Maschine in Mogadischu. Daraufhin wurde Schleyer ermordet aufgefunden. Nach dieser Aktion gab es Auflösungserscheinungen der RAF. Aussteiger flohen oft in die DDR.
Schleyer musste die Unnachgiebigkeit der Schmidt Regierung auf seine Schultern nehmen. Weitere Terror Anschläge sollten unterbunden werden. Die "Landshut" Entführung durch solidarische Palästinenser verstärkte die Erpressung, als nicht nachgegeben wurde. Der erste der Terror Anschläge nach dem Austausch Angebot richtete sich gegen Passagiere der "Landshut", nachdem diese gestürmt wurde, der zweite dann gegen Schleyer selbst. Schmidt provozierte die Flugzeug Entführung und die Ermordung Schleyers durch Unnachgiebigkeit, um vielleicht andere Leben zu retten.
Die Entscheidung war zum Teil entschuldbar. In christlich autoritären Denk Kategorien, mit dem Märtyrer Tod Christi als Vorbild einer Leidens Bereitschaft bis zum Tod für die Vision einer besseren Gesellschaft, konnte ein autoritärer qualifizierter Macher-Kanzler vielleicht auch gar nicht anders entscheiden, so schwer es ihm auch gefallen sein mag.
Noch einmal die Frage: War diese Entscheidung richtig? Schleyer selbst wollte nicht zum Märtyrer werden. Ihn fallen zu lassen, konnte er nicht verstehen.
Die wiederholt gestellte Frage betrifft unsere abendländische Kultur. Damals gab es keinen DEHismus auf der einen Seite und keinen fundamentalistischen Gewohnheits Terror mit ungezählten Opfern auf der anderen. Erpressungen kann heute unter Umständen nachgegeben werden. Das Nachgeben wurde inzwischen sogar zur Regel. Aus heutiger Sicht war die Opferung Schleyers sogar eine Ausnahme.
Da es inzwischen den DEHismus gibt, ergibt sich eventuell eine theoretische Antwort. Wie würde in einer solchen Situation ein DEHist entscheiden, dessen Glauben sich vom christlichen unterscheidet. Die Antwort - ohne Vorwurf Anmerkung1 gegen Altkanzler Schmidt - ist eindeutig: der Erpressung musste nachgegeben werden. Es geht im DEHismus nämlich um eine Chancen Maximierung und nicht um Macht. Die unmittelbare Bedrohung war im Moment des Austausch Angebotes ausschließlich gegen Schleyer gerichtet, die Flugzeug Entführung wurde dann erst provoziert, alle anderen Bedrohungen waren erst einmal nur latent vorhanden.
Also konnte sich die Entscheidung zunächst allein auf Schleyer beziehen. Er durfte als Mittel zum Zweck einer mutmaßlichen zukünftigen Verbrechens Verhinderung einfach nicht missbraucht werden. Es ging vordergründig um die Rettung Schleyers. Unter diesen Umständen hätte ein DEHist seine Lebens Chancen erhalten müssen. Es gab sehr viele Möglichkeiten, alle Verhandlungs Tricks und Optionen waren erlaubt, außer denjenigen, die den Freilassungs Erfolg Schleyers gefährdet oder verhindert hätten. Nehmen wir nun an, die inhaftierten RAF Mitglieder wären frei gelassen worden. Danach hätten sich andere Chancen ergeben, nämlich sie wieder einzufangen oder weitere Anschläge zu verhindern. Eine Staatsraison durfte keine Rolle spielen, weil es im DEHismus nicht um Macht, sondern um Chancen und Erfolg geht.
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Anmerkung1:
Einen Vorwurf, eine gewisse Rücksichtslosigkeit des Passions Rauchers Schmidt gegen Nichtraucher hätte Rücksichtslosigkeit gegen nahe Personen gefördert, soll es hier ebenfalls nicht geben. Wenn Altkanzler Schmidt ein Vorwurf zu machen ist, dann auf einem anderen Gebiet: er hat mit der Schulden Politik angefangen, die unter Apel Kapriolen schlug. Schmidt hatte keinen Grund, sich über Strauss so lustig zu machen, wie es im Film Ausschnitt zu sehen ist.
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