Montag, 9. November 2009

Der hässliche Judas, der in Deutschland Judenprogrome einleitet, gemalt 1524/25 von Holbein d. Jüngeren


Abendmahl, oben Ghirlandaio 1480 unten Leonardo da Vinci 1495/98
außerdem: hineinmontierter Judas von Holbein d. Jüngeren 1524/25

Die unterschiedlichen klassischen Abendmahl-Darstellungen der beiden Italiener stellen Judas noch als Jünger dar. Holbein verwandelt ihn in den hässlichen Juden, der Juden-Progrome einleitet.

Deutsche Verfälschung des Abendmahls

Aus menschlicher individueller Verfehlung wird rassistische Denun-ziation. Judas wird anti-jüdisch verallgemeinernd als Fremdkörper dargestellt. Vorurteile werden verstärkt. Die antisemitischen Entglei-sungen Martin Luthers in seinen späten Jahren waren offensichtlich keine individuelle Verfehlung, wie das Bild Holbein des Jüngeren beweist. Sein hineinkopierter Judas in die oberen beiden Bilder wirkt wie ein eklatanter Stil-Bruch. So wird deutlich, dass die Renaissance in Italien den polytheistischen befreienden Geist der Antike assimilierte. Jenseits der Alpen dagegen zeigt die Kunstpraxis eines Holbein des Jüngeren die bieder-wackeren Vorurteile einer Gesellschaft, die sich "tiefgläubig" abgrenzt, indem sie Unschuldige ausgrenzt.

Ende des 16. Jahrhunderts entsteht "The Comical History of the Merchant of Venice" oder "The Jew of Venice" von William Shakespeare, der seine jüdische Hauptfigur vor Tugenden des Christentums kapitulieren lässt, so dass er schließlich einwilligt zu konvertieren, um seinen Besitzt nicht vollends zu verlieren. Er will zwar ein Pfund Fleisch aus dem Körper seines säumigen und tragisch vertragsbrüchigen Schuldners gemäß Kredit-Vertrag tatsächlich herausschneiden und schickt sich an, es zu tun, wird aber mit dem Argument der Verteidigung konfrontiert, jeder Tropfen Blut dabei sei allerdings vertragswidrig. Der jüdische Kaufmann darf menschliche Züge zeigen, die seiner Rache widersprechen. Die "Barmherzigkeit" des Christentum löst diesen Widerspruch auf. Abgrenzung und Ausgrenzung durch das Christentum gegenüber dem Judentum hat eine ähnliche Dimension wie bei Holbein dem Jüngeren, sie sind nur feinsinniger aufgefächert. Der Autor ist ja Shakespeare.

Luther und Holbein der Jüngere lieferten den zusätzlichen Teil deutscher Radikalität, Rechthaberei und denunziativer Gehässigkeit, der sich über die Zeit hielt und dann in der Shoah mündete, weil ein überdrehter Hetzredner und fanatischer Executor als germanischer Führer, aus dem österreichischen Braunau und den Asylheimen Wiens herkommend, das antisemitische Wien und Luther im Sinn, tatsächlich an die Macht kam. Gegen ihn und sein successiv aufgebautes nationalistisch-ethnisches Mord-System waren Flugblätter der Geschwister Scholl, Fahrtenmesser von Jugendlichen und ein selbstopfernder Widerstand eines von Stauffenberg machtlos, bis Trümmerfrauen die zerstörte Weltbühne bevölkerten.




Keine Kommentare: