Dienstag, 11. Mai 2010

Das 750 Milliarden-Rettungs-Paket der EU lässt Bevölkerungen verarmen





Die zukünftige Stabilität des Euro vor einer Manuskript-Seite der Neunten von Beethoven

Wenn ein Staat wie Griechenland Vertrauen am Kapitalmarkt verliert, hat dies auch einen Grund: das Land hat besonders krass über seine Verhältnisse gelebt, hat einfache Bürger gegängelt und die elitären Schichten maßlos gefüttert. Der Staat selbst ist eher mit diesen elitären Schichten identisch. 

Wenn das Vertrauen so rapide sinkt, dass Käufer für Staats-Anleihen kaum noch zu finden sind, sind die bisherigen Käufer natürlich alarmiert. Die Zone lohnender Verzinsung hat Banken zur Spekulation angetrieben. Nun müssen sie fürchten, dass diese Spekulations-Staats-Anleihen zu faulen Papieren werden. Man schaut im gleichen Moment auf seine Kreditausfall-Versicherungen. Sie sollen den Schaden auffangen. Da diese selbst Papiere ihrer Rückversicherungs-Werte in den Handel werfen, sogenannte CDS, entstehen Turbulenzen an den Kapitalmärkten. 

Rückversicherungen werden eine Zeitlang attraktiver, weil sie immer dringender gebraucht werden, was die Preise für die CDS in die Höhe treibt. Die Gewinne aus diesem Risiko schlagen auf das Land in Form von Verlusten zurück, um das es geht, in diesem Fall Griechenland. Das Land muss nun seine Staatsanleihen zu noch höheren Verzinsungen anbieten, um sie überhaupt noch verkaufen zu können. Umso dringender braucht das Land neues Geld, die Verschuldung steigt überproportional. Schließlich will niemand mehr in Griechenland investieren. Gekauft wird gar nichts mehr, Staatsbankrott. 

Dem hat nun die EU, die EZB und in konzertierter Aktion auch der Internationale Währungs-Fond einen Riegel vorgeschoben. Ein Spekulations-Mechanismus wurde gestoppt. Klamme Länder bekommen zukünftig Kredite zu wesentlich günstigeren Konditionen - an den Banken vorbei, am Markt vorbei. 

So hätten auch die Konjunktur-Pakete der einzelnen Länder aussehen müssen: Hilfen für bedrohte an sich gesunde Wirtschafts-Zweige - an den Banken vorbei, direkt aus Anleihen des Bundes über die Finanz-Ämter. Das hatte ich damals vorgeschlagen und logisch abgehandelt. Nun macht die EU vor, dass der direkte Weg geht und gibt mir recht. 

Aber es besteht ein Unterschied: die Länder hatten die Möglichkeit, gesunden Firmen zu helfen, die in den Sog der Finanz-Krise gerieten, weil Banken-Kredite nicht mehr zu bekommen waren. Die EU hat diese Möglichkeit nicht. Griechenland ist nicht "gesund", ist keine solide Firma, die unschuldig in einen Sog geriet. 

Die Länder hatten es damals besser, die EU hat keine Wahl, sie muss Unfähige aufpäppeln, das ist ungleich schwerer. 

Darin besteht das Risiko. Das Billig-Geld aus der EU für ihre Wackel-Kandidaten verwöhnt diese, verführt dazu, Reformen nur halbherzig durchzustehen. Die bisherigen Maßnahmen der griechischen Regierung sind gelobt worden. Sie sind aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Reformen der Haushalts-Konsolidierung reichen bei weitem nicht aus. Das Potenzial wäre da. Das Klammern an Pfründe und Bürgerkrieg-ähnliche Turbulenzen auf der Strasse, der Mob, der hochkommt, werden eine echte Konsolidierung verhindern. 

Die USA und Europa behämmern die Menschen aber auch mit einer Überbewertung des lieben Geldes an sich. Moralische, ethische und gesellschaftliche Abstufungen hängen am Geld. Weil dies falsch ist, habe ich die Kolumne in dieses Blog hineingestellt. Europa kann auch weiter unten betrachtet werden. Falsche Prioritäten haben zu allmählich sehr unappetitlichen Staaten geführt, in denen zuviel reglementiert wird, bürgerliche Freiheiten verloren gegangen sind, Schulden über Schulden von den Schultern unserer Kinder und Kindeskinder abgekratzt werden, typischerweise daraus Kinderlosigkeit resultiert. Falsche Prioritäten haben Advokaten-Staaten mit Verwaltungs-Wasserköpfen aus den Parteien entstehen lassen. Freie Wirtschaft, die freien Märkte ächzen unter der Belastung dieser Wasserköpfe, die sich unter dem Vorwand demokratischer Legitimation luxuriös durchfüttern lassen. Die Logik steht auf dem Kopf. Sobald beispielsweise der Außenhandel Wachstum vermeldet, schreiben ihn sich die Parasiten aus den Wasserköpfen an die Hüte, als sei es ihr Erfolg.

Nun will die EU beweisen, dass sich Staatskrisen mit Geld lösen lassen und verstärkt aber die Sucht nach dem Geld. Diese Sucht verhindert Konsolidierung. Sie führt zu einem Zusammenbruch des ökonomischen Immunsystems. Die EU hilft daher nicht wirklich, sondern macht die Patienten nur noch kränker, abhängiger und süchtiger. 

Das bequeme Geld-Pumpen der EZB ist an kein Regelwerk geknüpft. Darüber wird erst nachgedacht, nachdem die hektischen Befreihungs-Schläge aus dem Bauch aus der Not der Situation heraus beschlossen worden sind. Das Regelwerk muss nachgeholt werden. Darum muss eine Haushalts-Beaufsichtigung solcher Länder und am besten aller Länder durch Experten der EU geschaffen werden. Mit anderen Worten: Politiker von EU-Ländern, die, einmal gewählt, eine Art Monopolstellung oder tierisch ausgedrückt eine Art Reservat-Immunität besitzen, Affen-Freiheit im Umgang mit Steuermitteln, dürfen ihre Bürger nicht mehr betrügen. Ihnen wird auf die Finger geschaut, sie dürfen sich nicht mehr so schamlos bedienen wie bisher.

Nur so erstarkt Europa. Leider besteht Europa aber aus den Ablegern von Parteien. Das Bürger-Betrügen wurde in die EU-Administration exportiert. Andererseits können kluge Köpfe aus ganz Europa das Niveau heben. Wer wird am Ende obsiegen? Die Partei-Lobbyisten oder die beste Auswahl von Experten aus ganz Europa? 

Hätten sie "hart" entschieden, sähe sich Griechenland für absehbare Zeit in seiner eigenen Landes-Währung wieder und könnte sich erst einmal selbst erkennen. Sie haben "weich" entschieden, weil das Helfen-Syndrom einer Merkel Stil-bildend war. Merkel führt Deutschland jedoch Stück für Stück in die Abstiegs-Liga, zu der Griechenland gehört, anstatt die Voraussetzungen zu schaffen, Anreize für den Klassen-Erhalt zu geben. Sie ruiniert Deutschland mit ihrer kirchlich-missionarischen und Welt-verbesserischen Haltung, Gift für erfolgreiche Politik; ihr Handlungs-Spielraum beschränkt sich auf Neuverschuldungen und dann dummes Gerede. 

Richtig ist nun, die Banken und deren Kapital-Versicherungen zu umgehen. Falsch ist, dass eine oder mehrere Nieten profitieren, die keine gesunde Volkswirtschaft haben. Griechenland ist eine Niete. Die EU setzt voraus, dass sich die Niete wandelt. Das ist nur möglich, wenn das Land von der EU dirigiert wird. Hoffen wir das Beste. Meine Voraussage: Europa hat sich übernommen und wird die Finanz-Aufsicht nicht hinbekommen. Nach einer Atempause verschlimmert sich die Lage.

"Inflationsunion" (vRhein-Grammatik mit Binde-Strich: Inflations-Union), "Multi-Milliarden-Rettungs-Paket", die "Milliarden-Schwemme" wird früher oder später in Inflation enden, 750-Milliarden-Programm zur "Rettung" des Euro - so lauten in etwa Auszüge aus Artikeln von heute. Die von mir angemeldete Skepsis von gestern explodiert förmlich in Artikeln von heute. Der EURO wurde ein Plüschtier, das "gerettet" werden muss. Gelingt es nicht, weint Europa. Der EURO scheint mit allem ausgeschmückt zu sein, was Europa zu bieten hatte: koloniale Dominanz in der Welt, Sklavenhandel, Unterdrückung durch Angst vor der Streckbank, Jahrhunderte Inquisition, Guillotine, Willkür von Kirche und Staat mit Hilfe von Denunziation, kurzum eine heilige Kuh.

Inflation wird es allerdings deshalb nicht geben, weil das Banken-Netzwerk sie nicht zulassen wird, die Daumenschrauben der Schulden-Rückzahlungen nicht lockern wird, da sind sich alle einig von New York über London, Beijing, Hongkong, Shanghai bis Tokio, und eine Balance zwischen verschuldeten Staaten und mächtigen Gläubiger-Staaten wie China besteht. Weder das Banken-Netz noch die Gläubiger-Staaten, beide inzwischen übermächtig, viel mächtiger als zum Beispiel die EZB, werden sich bequeme Inflation gefallen lassen. Sie werden verhindern, dass ihnen die Felle davon schwimmen. Sie werden die EU und ihre EZB an ein Versprechen erinnern, nämlich Gelder in riesigen Mengen später wieder aus dem Markt zu nehmen. Ein Haufen Maßnahmen stehen zur Verfügung, um die leichtfertigen Stabilitäts-Verschleuderer im Euroland zur Räson zu bringen. Nachtrag am 13/Mai/2010: China dominiert durch immer umfangreichere Börsen-Gänge.

Euroland hat keinen Stabilitäts-Pakt mehr. Den Verlockungen der Geld-Presse wurde nachgegeben. Ein paar Alt-Herren waren dabei, die fahl und krank aussehen. Sie sangen ein Lied zum Rhythmus von Geld-Druck-Maschinen, Techno also, aber nicht die Ode an die Freude, angeblich Europas Hymne.

Die Schulden-Krise in den USA dient als Richt-Schnur, hierzu ein alarmierender Artikel in Spiegel Online, wie auch die totale Hemmungslosigkeit der Wall-Street nach dem Verlust aller Werte nach dem 11. September, der Zerstörung des World-Trade-Centers.

Diese Kolumne entstand soeben und am 10. und 11. Mai 2010. Charly Chaplin erfindet in seinem Film "Goldrausch" von 1925 ein Spaghetti-Gericht und verspeist seine Schuhe vor Hunger. Die "Spaghetti" sind die Schnürsenkel der Schuhe. Die Layer meiner Bild-Idee entstanden in den vergangenen zwei Stunden. Ich mache nochmals auf mein Copyright aufmerksam, das alle Texte und Bilder in allen elf Blogs und dem gesamten Internet-Schreibtisch vRhein betrifft.









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